Christian Schäfer: Endgegner beim Memory

Christian Schäfer: Endgegner beim Memory

23. November 2020

Herr Schäfer, ich fordere Sie zum „Eiskönigin“-Memory meiner Tochter heraus. Wer gewinnt?
Falls Sie anfangen und zufällig alle Karten gleich richtig aufdecken, werden wohl Sie gewinnen, ansonsten stehen Ihre Chancen nicht gut. Ich würde die Bilder mit einem Zahlensystem verknüpfen, dass ich häufig benutze. Deshalb würde ich ziemlich sicher gewinnen.

Die Technik ist für eine außergewöhnliche Gedächtnisleistung also entscheidend?
Ja, absolut. Für den Anfang ist zum Beispiel eine Körperroute eine gute Idee. Dabei verbindet man im Kopf einzelne Punkte am eigenen Körper mit Bildern, die zum Beispiel für Zahlen stehen können. Das geht, wenn man sich mehrere Dinge merken möchte auch mit einem Spaziergang an einem Ort, an dem man sich gut auskennt. Zum Beispiel durch das eigene Haus oder den täglichen Weg zur Arbeit. Wenn man diese Techniken beherzigt, kann man schon sehr schnell überraschend positive Ergebnisse erzielen.

Als Lehrer wissen Sie, wie man Menschen etwas beibringt. Profitieren Sie auch beruflich von Ihrem Hobby?
Zum Beginn des Schuljahres kann ich mir die Namen der Schüler sehr schnell merken (lacht). Spaß beiseite: ich unterrichte Mathematik und Informatik. In diesen Fächern steht das Verständnis im Fokus, beim Gedächtnissport geht es aber um Faktenwissen. Deshalb gibt es keine direkte Verbindung zum Beruf. Allenfalls beim Merken von Formeln gibt es Merkgeschichten – zum Beispiel für die berühmtberüchtigte Mitternachtsformel. Zudem biete ich in der Schule auch Wahlkurse zum Thema Gedächtnistechniken an.

Und im Alltag: vergessen Sie Dinge?
Natürlich. Wie jeder andere auch. Wenn ich mir Sachen nicht speziell mit den erlernten Techniken merke, funktioniert mein Gedächtnis wie jedes andere.

Wie anstrengend ist Ihr Sport?
Am Ende eines Wettkampfes habe ich Kopfschmerzen und bin müde, weil es sehr intensiv ist. Es gibt aber auch Flow-Momente, die ich total genieße, wenn ich weiß, dass jetzt nichts schiefgehen kann, dass ich alles weiß. Und der Gedächtnissport kann auch entspannen, weil man den Alltag im Training vollkommen ausblendet, sich nur auf eine Sache konzentriert.

Foto: Valton Cocaj