Schülerin am Computer

Gegen Klischees: So war der Girls’Day in der experimenta

10. April 2025

Während eine Mädchengruppe im Chemielabor einen Indikator herstellt und den pH-Wert von Waschpulver, Essig und anderen Alltagsdingen testet, bauen andere Gruppen einen kleinen Elektromotor oder programmieren LEDs für ein individuelles Leuchtspektakel. Und danach wird getauscht: Beim Girls’Day am 3. April konnten Schülerinnen in der experimenta einen Tag lang drei unterschiedliche MINT-Themen aktiv kennenlernen.

Der jährliche, bundesweite Aktionstag bietet Mädchen ab Klasse 5 die Chance, in Berufsfelder zu schnuppern, die oft eher als „Männerberufe“ gelten. Aber: „Gerade die Denkweise von Frauen braucht man für die Abwechslung in diesen Berufen“, sagt Julia Schäfer. Sie absolviert bei der experimenta ein Freiwilliges Soziales Jahr in Wissenschaft, Technik und Nachhaltigkeit (FJN) und hat beim Girls’Day eine der Mädchengruppen unterstützend begleitet. Sie selbst, erzählt sie, habe als Schülerin immer begeistert an dem Aktionstag teilgenommen. Denn es sei wichtig, den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und sich dabei nicht von Vorurteilen leiten zu lassen.

„Die Gesellschaft ist noch immer stark von Geschlechterrollen geprägt“, betont sie. „Das hemmt nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern führt auch dazu, dass in vielen Branchen wertvolles Potenzial verloren geht. Potenzial, das wir eigentlich dringend brauchen.“

Julia Schäfer begeistert sich für IT-Themen und auch einige der Mädchen, die beim Girls’Day mitmachen, sind beim Programmieren der LEDs voll in ihrem Element. Viele der Teilnehmerinnen unterstützen sich dabei gegenseitig, um kleine Fehler in ihren Programmen zu beheben – zum Beispiel, wenn ihre Lämpchen schneller blinken als gewollt. „Es macht Spaß, ist aber auch kompliziert“, meint eine Fünftklässlerin, die zusammen mit einer Freundin programmiert. „Ich bin dabei, weil ich wissen wollte, wie sich ein ‚typischer‘ Männerberuf anfühlt und ich finde es cool hier.“ Ihre Freundin nickt, sie selbst hat schon mal programmiert und kann sich vorstellen, das eventuell beruflich zu machen. „Oder etwas mit Chemie.“

Andere Teilnehmerinnen sind sich da noch nicht so sicher. „Bei mir ändert sich der Berufswunsch die ganze Zeit“, sagt eine 13-jährige Schülerin, während sie einen kleinen Elektromotor zusammenbaut. Das sei einer der Gründe, warum sie beim Girls’Day dabei sei – sie wolle ihre Möglichkeiten kennenlernen. „Außerdem finde ich es cool, dass man was Praktisches macht.“ Und ihre 12-jährige Sitznachbarin ergänzt: „Man kann hier was ausprobieren und freier arbeiten als in der Schule.“

Nicht alle Schülerinnen, die an dem Tag die Kurse in der experimenta besuchen, sehen ihre Zukunft im MINT-Bereich. Trotzdem finden sie den Aktionstag sinnvoll, betonen sie. Für den Blick über den Tellerrand.

Seit 2018 beteiligt sich die experimenta regelmäßig am Girls’Day. Aber auch abseits von dem Aktionstag hat sich Deutschlands größtes Science Center dem Ziel verschrieben, junge Menschen zu fördern. Ob im experiClub, im Jugendforschungszentrum oder im Maker Space: Hier können sie noch ungeahnte Talente entdecken, ihren Interessen nachgehen, Gleichgesinnte treffen und eigene Projekte verwirklichen.