Self Centered Mirror

„Meine Kunst soll unterhalten und zum Nachdenken anregen“

30. Januar 2025

Der israelisch-amerikanische Künstler Daniel Rozin schafft Kunst, die fasziniert und verbindet: Interaktive Spiegelinstallationen machen Betrachter zu aktiven Teilnehmern und eröffnen neue Perspektiven auf Wahrnehmung und Reflexion. Zwei Werke des Künstlers sind noch bis zum 2. November in der Sonderausstellung Natur.Schau.Spiele.“ im Science Center experimenta zu sehen.

Herr Rozin, seit Ende der 1990er-Jahre erforschen Sie die psychologischen und optischen Grundlagen der Bilderzeugung. Wie entstand die Idee zu „Angles Mirror“ und „Self-Centered Mirror“?

Mich interessiert vor allem die Frage, wie wir sehen und Bilder wahrnehmen – und wie wir selbst Bilder erzeugen können. Das zweite große Thema ist die Interaktivität: Wie können wir Kunst so gestalten, dass die Betrachter zu aktiven Teilnehmern werden? In den letzten 25 Jahren habe ich eine Reihe von Arbeiten geschaffen, die sich alle mit dem Prinzip der Reflexion beschäftigen. Einige Installationen sind mechanisch und kinetisch, wie „Angles Mirror“. Andere, wie „Self-Centered Mirror“, verwenden Spiegelmaterialien auf eine faszinierende Weise. So zeigt „Self-Centered Mirror“ nicht nur eine, sondern gleich 17 Reflexionen einer Person – und blendet gleichzeitig alles andere aus. Das ermöglicht eine hundertprozentige Konzentration auf das eigene Selbst.

Die Sonderausstellung in der experimenta beschäftigt sich mit Naturphänomenen – inwiefern passen Ihre Installationen gerade hierzu besonders gut?

Auch wenn ich digitale Technologien einsetze, ist mir der Bezug zur physischen Welt sehr wichtig. Denn wir leben in dieser Welt, und Kunst sollte uns dort begegnen, wo wir sind. Deshalb verwende ich auch natürliche Materialien wie Holz oder Pflanzen und greife auf die Gesetze der Physik und Mechanik zurück.

Was möchten Sie, dass die Betrachter empfinden?

Die meisten Menschen, die mit meinen Werken interagieren, lachen oder springen sogar aufgeregt herum – und nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Diese Freude ist mir wichtig. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Betrachter auch über die Phänomene, die ich erforsche, nachdenken. Ein Beispiel: „Angles Mirror“ untersucht, wie man Bilder allein durch die Veränderung von Winkeln erzeugen kann – ein völlig anderer Ansatz als Pixel oder traditionelle bildgebende Verfahren. Meine Kunst soll also sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken anregen.    

Kunst kann einen neuen Zugang zu wissenschaftlichen Themen schaffen – wie sehen Sie hier Ihre Rolle?

Meine Kunst schlägt eine Brücke zu naturwissenschaftlichen Phänomenen, die viele in der Schule vielleicht als schwer zugänglich empfanden. In einem interaktiven und ästhetischen Kontext werden diese Themen oft neu entdeckt. Viele meiner Werke finden ihren Platz nicht nur in Kunstmuseen, sondern vor allem auch in Wissenschaftsmuseen wie der experimenta.

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Das Interview führte Christina Lynn Dier. Es erschien erstmals in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 12. Januar 2025. Das Interview darf für redaktionelle Zwecke unter Angabe der Quelle genutzt werden.
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